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29.12.2011

Wenn der LTE-Mann 2x klingelt ...

Einige Fakten zu Halbwahrheiten und Falschaussagen (Lügen?) zum neuen Mobilfunkstandard


Ja, es bleibt nur noch die Form der Glosse, um zu verarbeiten, wenn Sie innerhalb weniger Tage von freundlichen Vertretern von Telekom und Vodafone heimgesucht werden. Und doch: Für alle, die sich für das Thema "schnelles Internet auf dem Land" interessieren, könnten in der kleinen Geschichte, die weitgehend auf wahren Begebenheiten beruht, einige bedenkenswerte Aspekte stecken:

Das erste Klingeln gehört - so viel Ehre muss sein - einem Vertreter der Telekom. Zur Erinnerung: Das sind die Vertreter des ehemaligen Staatskonzerns, die seit Jahren immer mal wieder schnelles Internet für Ihr Dorf ankündigen, ohne dass was passiert. Nun aber soll's losgehen, tönt der rosarote Bote und zieht die "schnelle Lösung per Funk" aus dem Hut. Ja, mit richtig Leistung! Bis zu 7,2 Mbit! Machen wir es an dieser Stelle kurz: Der gute Mann will kurz vor Toresschluss den "alten" 3G-Mobilfunkstandard für mein Surfen daheim an den Mann bringen. NUR: Die bis zu 7,2 Mbit funktionieren mit etwas Glück in der Stadt, wenn denn alle anderen mal für einen Moment Mobilfunk-abstinent sind. Wir wissen doch alle auf dem Dorf, wie schlecht es da um dem Handy-Empfang bestellt ist. Und beim Surfen soll's auf einmal gehen? Dass es nicht geht, zeigen die Leute, die innerhalb von 14 Tagen das Haustürgeschäft entnervt rückgängig machen (- und ins Lanstream-Bürgernetz gewechselt sind).

Wenige Tage später klingelt der nächste Breitband-Beglücker - nun vom zweitgrößten Telekommunkationskonzern Vodafone. Das unglaubliche Angebot: Jetzt kommt LTE mit bis zu 50 Mbit direkt von der Antenne auf dem Silo in Sichtweite gegenüber!  - Oh, Ihr digitalen Heerscharen habt mein Rufen erhört! Das Paradies ist nahe! ------- Will ich sehen! - Kein Problem: LTE-Man macht Laptop auf, LTE-Stick dran, Speedtest gestartet. Ergebnis 15 Mbit. Fehlen aber 35 Mbit. - Ja, das hängt von der Lage ab. - Wieso, wir sehen doch beide da vorne die Vodafone-Antenne. - Jaaa, 'bis zu' heißt nun mal 'bis zu'...

Es sind folgende Wahrheiten, über die der nette Mann von Vodafone nicht redet, die aber der Physik bei der Datenübertragung geschuldet sind. Anders gesagt: Da führt kein Weg dran vorbei:

  • Technisch liegen auf der Vodafone Dorfantenne 50 Mbit an - wie auf jeder Lanstream-Antenne im Rheinland auch (und bald wahrscheinlich das Doppelte).
  • NUR: Da das lokale LTE-Netz derzeit nur von einer Handvoll Kunden genutzt wird, bleiben da eben - wie gemessen - schon mal 15 Mbit frei. ABER: Vodafone verkauft bis zu 50 Mbit-Verträge. Das Ergebnis: Saugt einer mit so einem Vertrag, stehen die anderen im Regen. Saugen alle gleichzeitig (Physik!), geht die Bandbreite erbärmlich in den Keller. Aber solange nur eine Handvoll Leute das System nutzen, geht alles gut.
  • Das dicke Ende: LTE ist der neue Mobilfunkstandard, den künftig ALLE Smartphones nutzen werden - im Ort und auch die drumherum. Sie ahnen's: viele 1.000 Dauernutzer ziehen konstant Daten (das ist nun mal die Lieblingsbeschäftigung moderner Handys!) aus der einen armen Dorfantenne. Das Fazit kennen alle Experten: LTE auf dem Land schafft dauerhaft 2-3 Mbit. Sagt auch der rosa Riese selbst! Mehr nicht. Denn auch LTE ist ein so genanntes shared Medium, das sich alle teilen.
  • Nur so nebenbei: Über die erhöhte Strahlenbelastung im Haus durch LTE informiert keiner der Anbieter. Auch nicht darüber, dass Israel LTE bis auf weiteres verboten hat. Komisch, sind doch sonst keine Weicheier da rund um Jerusalem.

Setzen wir nach dem digitalen Höhenflug mit physikalischem Looping zur sicheren Landung an:

  • Lanstream bietet aus gutem Grund derzeit im Privatkundenbereich nicht mehr als 5 Mbit an, um möglichst jederzeit allen Kunden die Leistung zur Verfügung stellen zu können.
  • Das funktioniert vortrefflich: 99 % der Lanstream-Kunden sind mit der angelieferten Bandbreite glücklich.
  • Einer der Gründe: Lanstream nutzt leistungsstarke Business-Backbones, auf die sonst nur Firmen - für sehr viel Geld - Zugriff haben. Das lassen wir uns einiges kosten.


Eine Erkenntnis bleibt: 

Zugesicherte Bandbreite mit Mbit ohne Ende gibt es nicht für 'nen Appel und 'n Ei! Und zwar nirgends auf dem Land.